Evaluierung der Habitatqualität in Teileinzugsgebieten

Die Auswahl potentieller Wiederansiedelungs-Gewässer sowie gezielte Managementmaßnahmen zur Aufwertung zukünftiger Muschel-Lebensräume sollen gewährleisten, dass sich aus den in Zukunft ausgebrachten Jungmuscheln gesunde und beständige Populationen entwickeln. Aufgrund der nahezu unüberschaubaren und daher kaum bewältigbaren Einflüsse auf große Gewässersysteme wie jene von Aist und Naarn, die zusammen eine Einzugsgebietsgröße von über 1.000 km2 aufweisen, wird das Hauptaugenmerk der Einzugsgebietsarbeit auch in Zukunft auf kleinere Zuflüsse beziehungsweise auf geeignete Gewässerteilstrecken in ausgewählten Bächen gelegt. Derzeit liegt der Fokus auf dem Käfermühlbach im Naarn- und auf der Schwarzen Aist im Aist-System.
In einem ersten Schritt wurden beide Gewässer kartiert, um geeignete Bereiche für eine mögliche Wiederansiedelung zu finden, beziehungsweise um Sedimenteintragspfade und andere muschelschädigende Einflüsse zu detektieren. Die Ergebnisse dieser Untersuchung dienten außerdem als Grundlage für die Standort-Auswahl der folgenden Untersuchungen.

Untersuchung verschiedener Sediment- und Wasserparameter

Da junge Flussperlmuscheln in freier Natur die ersten fünf bis sieben Jahre vergraben im Bachsediment leben, ist eine gute Sauerstoffversorgung des Sohlsubstrates für ihr Überleben essentiell. Vom RedOx-Potential wird auf die Sauerstoffverfügbarkeit im Sediment rückgeschlossen. Zur Bestimmung dieses Parameters werden Dauerregistrier-Sonden in erfolgversprechenden Fließgewässerbereichen – es handelt sich hierbei um Abschnitte, in denen eine zukünftige Ansiedelung von Flussperlmuscheln aufgrund der vorhergehenden Untersuchungen denkbar wäre – direkt im Substrat vergraben. Sobald mit Hilfe der Sonden Gewässerbereiche gefunden werden, in denen der RedOx-Potential Grenzwert für Flussperlmuscheln für längere Zeit nicht unterschritten wird, sollen erstmals im Projekt Jungmuscheln zum Biomonitoring direkt im Substrat vergraben werden.
Mit Hilfe von Multiparameter-Sonden erfolgt außerdem eine permanente Aufzeichnung von Leitfähigkeit, Wasserstand und Wassertemperatur in ausgewählten Projektgewässern. Neben diesen Langzeituntersuchungen werden auch gezielte Analysen von Wasser- und Detritusproben durchgeführt. Diese sollen einerseits zeigen, ob muschelschädliche Substanzen im Wasser vorhanden sind, andererseits wird die Qualität des Detritus, der als wichtigste Nahrungsquelle für Flussperlmuscheln gilt, untersucht.

Elektrobefischungen zur Erhebung des potentiellen Wirtsfischbestandes

Ein gesunder, gewässertypischer Bestand an Bachforellen ist eine Voraussetzung für die erfolgreiche Fortpflanzung der Flussperlmuscheln, da ihre Larven, nachdem sie im Spätsommer von den Weibchen ausgestoßen werden, den Winter in den Kiemen von Bachforellen überdauern. Zur Erhebung des Wirtsfischbestandes wurden im Mai 2015 Elektrobefischungen in der Waldaist, in der Schwarzen Aist und im Käfermühlbach durchgeführt.
Um einen Eindruck vom natürlichen Reproduktionspotential der knapp 3.000 adulten Flussperlmuscheln in der Muschelbank in der Waldaist zu gewinnen, und um eventuelle Hinweise auf ein Muschelvorkommen in der Schwarzen Aist und im Käfermühlbach zu erhalten, wurde bei allen gefangenen Bachforellen eine Infektionskontrolle durchgeführt. Hierbei wurden die Kiemen der Fische auf das Vorhandensein von Larven beziehungsweise Jungmuscheln untersucht.

Biomonitoring

Wie bereits in der ersten Projektphase wird laufend ein Biomonitoring mit nachgezüchteten Jungmuscheln in geeigneten Projektgewässern durchgeführt. Anhand der Überlebens- und Wachstumsraten der Tiere in den verschiedenen Bächen können die am besten geeigneten Wiederansiedelungs-Bereiche ausgewählt werden. Hierfür werden die Jungmuscheln neben den seit Projektbeginn verwendeten Lochplattenkäfigen seit dem Jahr 2014 auch in kleinen Holzkisten und Muschelsilos gehältert.