Die Entstehung der Perlen
Die Entstehung der Perlen stellte man sich lange Zeit sehr mystisch vor. Man war der Überzeugung, dass die wertvollen Kleinodien im Zuge der Befruchtung der Muschel durch Tau gebildet werden. In Anbetracht dessen ist es nicht verwunderlich, dass den Perlen auch heilende Kräfte zugeschrieben wurden. Malachias GEIGER, Stadtmedicus von München, beschrieb 1637 in einem Buch mit dem Titel "Margaritologia - Die Schrift über die Heilkraft bayerischer Flußperlen" unter anderem Perlenrezepte zur Herstellung von Medikamenten gegen Epilepsie und melancholische Stimmungen, zur Verhütung von Schlaganfällen, als Schlafmittel und als Schutz vor der Pest. Auch als Heilmittel für Vieh und Haustiere wurde die Flussperlmuschel verwendet.
Die Perlen entstehen aber nicht, indem sie "allen Thau an sich ziehen". Vielmehr sind sie das Ergebnis eines traumatischen Ereignisses für das Tier. Sie entstehen als Folge einer Verletzung oder des Eindringens eines Fremdkörpers in das Muschelinnere. Diese Verletzung bewirkt, dass von der Muschel kalkhaltiges Material produziert und der Fremdkörper damit schichtenweise überlagert wird. Dass dieses Material mit jenem identisch ist, das auch die harte Schale aufbaut, erkannte erstmals REAUMUR im Jahre 1717. HESSLING (1859) bemerkt mehr als 100 Jahre später "...Perlen sind nichts anderes als in Kugelgestalt umgewandelte Schalen (...)".
Die Perle entsteht allerdings nur sehr langsam. RIEDL (1928) gibt an, dass eine Perle mit nur vier Millimetern Durchmesser etwa 20 bis 25 Jahre Entwicklungszeit hinter sich hat. Dass Perlen zudem keineswegs häufig vorkommen, bestätigt wiederum HESSLING (1859), der historische Aufzeichnungen über die Perlengewinnung des Fürstbistums Passau in niederbayerischen und oberösterreichischen Bächen studierte und dabei herausfand, dass nur etwa in jeder 3000sten Muschel "eine Perle guter Qualität" zu finden ist.