
Eintrag von Feinsedimenten
Eine verheerende Wirkung auf den Lebensraum der Jungmuscheln hat der Eintrag von Feinsediment aus dem Gewässerumland. Je nach Korngröße und Anteil organischer Stoffe verklebt dieses Feinsediment das Interstitial oder es führt zur Sauerstoffzehrung infolge biologischer Abbauaktivität.
Feinsedimenteintrag erfolgt vor allem infolge der Erosion aus den Äckern, die unmittelbar an den Gewässerrand angrenzen und über Drainageleitungen. Dieses Phänomen ist – zumindest im heute vorliegenden Umfang – noch relativ jung und zeitgeschichtlich vor allem mit dem Ende des ersten Weltkriegs in Zusammenhang zu bringen. Durch den Wegfall Ungarns, das zu Zeiten der Donaumonarchie als „Kornkammer“ das gesamte Reichsgebiet mit Getreide versorgte, war das verbleibende österreichische Staatsgebiet vor die Aufgabe gestellt, die Selbstversorgung mit Getreide zu bewerkstelligen. Hierfür eigneten sich natürlich möglichst flache und tiefliegende Landschaften – also Flussebenen und Aulandschaften, die zum Zweck des Getreideanbaus großflächig trockengelegt wurden. Um die Anbaufläche zu maximieren, wurden die einst in weiten Bögen mäandrierenden Gewässer begradigt und oft hart verbaut, die gewässerbegleitenden Gehölze flächendeckend gerodet. Durch den Wegfall von Auwäldern und anderem Uferbewuchs wird durch Regen und Wind Feinmaterial (Humus, Dünger, Sand, Schlamm etc.) praktisch ungehindert in die Gewässer eingebracht. Die Ablagerung dieser Einträge in nur gering durchströmten Gewässerbereichen führt zur Bildung ausgedehnter Schlammbänke.
Eine weitere Gefährdung kommt durch die Einschwemmung von Staub aus Gewerbe- und Straßenflächen hinzu. Dieser Staub kann eine Reihe von Substanzen und Partikeln mit toxischer Wirkung enthalten, die die Muschel als Nahrungsfiltrierer unmittelbar treffen.