Wirtsfischfauna
Die Glochidien der Flussperlmuschel benötigen für den Abschluss ihrer Entwicklung einen etwa neunmonatigen Aufenthalt im Kiemengewebe eines geeigneten Wirtsfisches. Larven, die nicht innerhalb kurzer Zeit nach dem Ausstoß aus dem Muttertier einen Wirtsfisch finden, sterben ab – die Überlebensdauer der Glochidien im freien Wasser beträgt höchstens einige Tage und hängt von der vorherrschenden Wassertemperatur ab.
In Österreich stellt die Bachforelle für die Flussperlmuschel die heute einzige als Wirt geeignete Fischart dar. Untersuchungen haben gezeigt, dass verschiedenste Stämme der Bachforelle, unabhängig ob aus Kalk- oder Urgesteinsbächen, ob aus Fließgewässern oder Seen, ob aus dem Donau- oder dem Elbe-System, sich für die Infektion mit Glochidien der Flussperlmuschel eignen. Einzig die Art – Bachforelle (Salmo trutta fario) – dürfte ausschlaggebend für den Infektionserfolg sein.
Jüngere Untersuchungen haben ergeben, dass auch der Huchen (Hucho hucho) oder „Donaulachs“ von Flussperlmuschellarven infiziert werden kann. Man geht davon aus, dass der Huchen ursprünglich der Fernausbreitung der Flussperlmuschel zwischen großen Einzugsgebieten gedient, also die Besiedelung verschiedener Gewässersysteme über die Donau als Ausbreitungsweg ermöglicht hat. Nachdem die Muschel in alle wesentlichen nördlichen Donauzuflüsse vorgedrungen war, übernahm innerhalb dieser Systeme die Bachforelle den weiteren Transport Richtung flussaufwärts – und stellt nach einhelliger fachlicher Meinung heute den einzigen maßgeblichen Wirtsfisch in Mitteleuropa dar.
In Nordeuropa nutzt die Flussperlmuschel außerdem den Lachs (Salmo salar) als Wirtsfischart – für Österreich hat diese Art aber keine Bedeutung.
Die aus Nordamerika stammende Regenbogenforelle oder der Bachsaibling, die in der Vergangenheit oft in den heimischen Gewässern ausgesetzt wurden, eignen sich nicht als Wirtsfische – sie stoßen die Glochidien ab, bevor sie noch vom Kiemengewebe eingewachsen werden können. Mehr noch, stehen sie mit der Bachforelle in Konkurrenz und schaden somit der Fortpflanzung der Flussperlmuschel in doppelter Hinsicht. In den maßgeblichen Mühlviertler Gewässern hat in der Zwischenzeit erfreulicherweise ein massives Umdenken eingesetzt: Die zuständigen Fischereireviere besetzen seit längerem nur noch Bachforellen und haben Abstand vom Regenbogen- und Bachsaibling-Besatz genommen.